BOUNDARIES & BROOMSTICKS
Mathilda Grindelwald - Druckversion

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Mathilda Grindelwald - Mathilda Grindelwald - 21.02.2022

Geboren und im Exil lebend wie eine geflohene Prinzessin. Sie war nicht die erste von großem Namen, der das passierte, aber während es sich in den Ohren anderer womöglich aufregend anhörte, war das Exil nichts anderes als ein Gefängnis in der Freiheit - der goldene Käfig. Man befand sich an einem Ort, wo man frei, aber doch eingeschränkt leben konnte und dieser Ort lag nunmal nicht dort, wo das eigentliche zu Hause war.
Zu Hause. Mathilda wusste gar nicht was das wirklich bedeutete. Natürlich hatte sie das stattliche, äusserst zurückgezogene Anwesen inmitten des bayrischen Waldes als ihr zu Hause angesehen seit sie dort geboren wurde, aber von diesem Tag an, hatte sich ihre Welt nie sonderlich erweitert. Das kleine blonde Mädchen war die fleischgewordene Rapunzel in ihrem Turm und obgleich sie schon mit sechs Jahren mehrere Sprachen sprach und das auch später noch ausweitete, war sie nie weiter als bis zu dem Jägerzaun des mehrere Hektar großen Grundstücks gekommen. Ein läppischer Holzzaun, weder hoch, noch unüberwindbar. Wenn man aber sein Leben lang gesagt bekam, dass die Welt hinter diesem Schleier aus Nebel, der sich buchstäblich um das versteckte Anwesen legte, böse und schlecht war, wenn man das oft genug hörte und Geschichten jeher das Leben bestimmten, dann glaubte man das irgendwann. Daher war Rapunzels Turm zwar ihr zu Hause, aber wie konnte man sich auf zu Hause freuen, wenn man nie in die Welt hinaus kam?!
Um also einen Einblick in das Leben von Mathilda zu bekommen, darf man abtauchen in das was Märchen so zu bieten haben. Da wäre das große, aber alte Anwesen. Vollgestellt mit dunklen, antiken Möbelstücken…teils von großem Wert und seit Jahrhunderten im Besitz der Familie. Alte Gemälde, deren aufmerksame Augen die Lebenden beobachten. Einen Turm bewohnte sie zwar nicht, aber einen Flügel des U-förmigen Landsitz, den sie sich mit ihrem Bruder teilte. Neben empfindlichen Porzellanpuppen und Steckenpferden, blieb den Grindelwaldkindern eher unkonventionelles Spielzeug vergangener Zeiten. Den Retro-Charme konnte man zwar nicht absprechen, aber die Zeit war über dem Ort schlichtweg stehengeblieben.
Dann war dort der Garten. Die buntesten Blumen ließ ihre Mutter aus der Erde wachsen und ein alljährlich andauernder Zauber, hielt diesen frisch und am Leben. Ein kleiner Irrgarten in dem die Kinder etliche Male verstecken spielten und eine alte Trauerweide, die dazu einlud Bücher unter ihren Ästen und an ihren Stamm gelehnt zu lesen, und Mathilda las viele Bücher. Sie verschlang sie regelrecht, denn in Büchern wartete das Leben von draussen und oftmals viel es ihr schwer zu glauben, dass alles dort draussen schlecht und übel war, wie man es ihr vermittelte. Die junge Grindelwald wurde ausstaffiert wie eine Puppe, gehegt und gepflegt, in hübsche Kleider gesteckt und tauglich für das Leben als Frau im Sinne ihrer Familiengeschichte erzogen. Ihr Großonkel war selbst nun in Gefangenschaft noch allgegenwärtig, egal wie sehr der ein oder andere ihrer Familie sich diese Last wie lästige Schuppen von den Schultern zu wischen versuchte. Eine Grindelwald zu sein bedeutete eben hinter einem Tor zur Aussenwelt groß zu werden, keine magische Schule zu besuchen und trotzdem in aller Munde zu sein. Mochte die Schreckensherrschaft auch inzwischen verkraftet sein, den Namen vergißt man nicht und den damit Behafteten ist es fast unmöglich ein normales Leben zu führen.

Mathildas erstes magisches Erlebnis war gleichzeitig auch ihr erster Kontakt mit der Gabe des Sehers, die auch ihrem Großonkel als Geschenk zuteil war. Das blonde Mädchen hatte sich in einer Vision selber durch das Gartentor gehen und daraufhin durch den Wald laufen sehen. Nur kannte Mathilda nichts weiter als ihren Garten und den ominösen Nebel, der das Anwesen vor den Augen anderer verbarg. Ihre Neugier geweckt, machte sie sich an einem frühlingshaften Morgen auf den Weg und ihr Wille ließ die junge Hexe mit einem sachten Pusten ein kleines Loch in den Nebel reißen. Verdutzt und doch mehr als neugierig schlüpfte sie hindurch in den Wald und war somit an jenem Tag nicht nur ihrer Magie, sondern auch der Aussenwelt begegnet, die man ihr fortan erklären musste. Zweifelsohne war ein Großteil der Erklärungen über das Schicksal ihrer Familie, den Großonkel und ihr Exil nichts was sie in jungen Jahren vollends verstehen konnte, aber mit zunehmende Alter wuchs das Verständnis für ihre Lage. Ihre Gabe dagegen wuchs nicht sonderlich und abgesehen von vereinzelten Sequenzen, die sie ab und an ereilen, ist Mathilda keine zuverlässige Seherin. Nichtsdestotrotz hat sie ihre Freude an diversen Mitteln und Wegen der Zukunftsdeutung gefunden, legt gerne die Karten, pendelt, liest in Tee- und Kaffeesatz und Handlinien. Darin ist sie relativ zuverlässig, beschränkt sie sich allerdings doch eher nur auf Menschen denen sie vertraut.

Die wachgeküsste Prinzessin.
Nach all den Jahren, die sie zu Hause fast ausschließlich von ihren Eltern und wenigen vertrauensvoll eingeladenen Hauslehrern unterrichtet wurde, nach all den verzweifelten Versuchen über magische Bücher, Zeitungen und andere Hilfsmittel einen Blick in die Welt draussen zu werfen, kam ein überraschender Brief in ihrem zu Hause an. Ihr Bruder, der längst ausgezogen war und nun durch die Weltgeschichte reiste, war auch in England zu Gast bei der Familie Black gewesen. Einen ordentlichen Tee und ein paar Scones später, hatte er mittels einem beiläufigen Satz Mathildas weiteres Leben verändert. Die Familie Black, getrieben von der spontanen Umbesetzung ihres Erben, sah den jungen Prinzen Regulus in guten Händen und ihre Eltern wiederum, fanden ihre Tochter gut aufgehoben in einer alten, ehrbaren Familie wie dieser. Da bedurfte es kaum Aufwand das Kind in die Nähe des zukünftigen Wohnsitzes zu bringen und eine anfällige Seele, stimmte sogar dem Besuch einer Schule für Hexerei und Zauberei zu.
Schwer zu sagen, was für die Blonde nun überwog, die verunsichert wie ein Vogel, dem man zum ersten Mal den Käfig aufsperrte, auf der Stange hockte. Zwei Schritte vor…drei zurück, an den Stäben des Käfigs entlang und vorsichtig hinaus und erstmal obenauf geklettert. Viel mehr Zeit bekam sie nicht, ehe es für sie bedeutete ihre Koffer zu packen und in das Leben ausserhalb geschubst zu werden. Ein Schock in vielerlei Hinsicht erwartete das Mädchen an nahezu jeder Ecke und es war ein Akt sich selbst unter einem großen Namen zu präsentieren und zeitgleich nicht wie ein verschrecktes Reh mit großen Augen alles zu bestaunen und fürchten. Ebenso gehört es von nun an dazu die Menschen kennenzulernen und mit der Zeit zu selektieren, denn wer wahrer Freund oder nur auf die Beziehung zu einem bekannten Namen aus ist, zeigt sich leider nicht beim ersten Handschlag.