BOUNDARIES & BROOMSTICKS
Jocelyn Fawley - Druckversion

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Jocelyn Fawley - Jocelyn Fawley - 22.10.2021

"Beautiful wildflower, grow untamed"


Die Freude war groß, als am Morgen eines warmen Frühsommertags die kleine Jocelyn Fawley im St. Mungo Krankenhaus das Licht der Welt erblickte. Ihre jungen Eltern Henry und Ludolphina Fawley waren überglücklich. Erst vor wenigen Monaten hatten sie im kleinsten Kreise ihrer Freunde geheiratet.
Von den Familienangehörigen der Familie Fawley und auch der mütterlichen Familie Greengrass war trotz der höflichen Einladung niemand gekommen, aber das wunderte auch niemanden, denn das junge Paar hatte sich bewusst von ihren Familien und deren Glaubensgrundsätzen abgewandt. Sie hatten genug von all dem Reinblut-Fanatismus und den Verschwörungen gegen Muggel.
Nein, sie gingen sogar noch einen Schritt weiter und planten bereits Schritte, um Muggelgeborenen das Leben in der Zauberergemeinschaft leichter zu machen. Sie wollten sich im Ministerium hocharbeiten und dafür sorgen, dass Gesetze erlassen werden würden, um Muggelgeborenen einen besonderen Schutz zu bieten.
Sie würden alles tun damit ihre kleine Tochter in einer besserer Welt aufwachsen kann. Eine Welt in der niemand nach einem Blutstatus fragt oder gar die Nase rümpft beim Erblicken eines Muggels.

"In dreams of lavender fields, dancing in the summer sun, is where I always find her."


"Und warum müssen dann all die Blumen sterben?", fragt das kleine Mädchen mit piepsiger Stimme und zupft an der Hand ihrer Mama. Diese lächelt sanft und streicht ihrer Tochter liebevoll durchs Haar. "Das ist nunmal der Lauf der Dinge. Die Blumen erblühen im Frühling, versüßen uns den Sommer und im Herbst weichen sie um Platz zu machen für den Schnee. Du spielst doch gern im Schnee, nicht wahr?"
Darüber scheint das Mädchen einen Moment nachdenken zu müssen.
"Nicht, wenn dafür die Blumen sterben müssen.", antwortet sie dann schließlich und betrachtet voller Trotz die vertrockneten Lavendelblüten vor dem Haus.
Auch die tröstenden Worte der Mutter, die den Lauf der Dinge und den Kreislauf der Natur erklären, können das kleine Kind mit den dunkelblonden Locken nicht überzeugen und so wundert man sich wenig, als sich wenige Monate später ein sonderbares Bild bietet.
Inmitten des Schnees, der in der sanften Sonne funkelt, sitzt das kleine Mädchen und um sie herum erblühen strahlend lila Lavendelblüten.
Stolz und überglücklich beobachten die Eltern durch das Fenster das erste magische Erlebnis ihrer Tochter.

"She is the type of flower, that can still grow after a forest fire"


Wann kommen sie denn endlich? Ungeduldig stellt sich die 5 jährige Jocelyn auf Zehenspitzen und linst über den Zaun des Kindergartens. Es ist ihr Geburtstag und gleichzeitig ihr letzter Tag im Muggel-Kindergarten. Sie weiß längst, dass sie eine Hexe ist, doch ihre Eltern haben ihr erklärt, dass sie darüber nicht reden darf. Auch darf sie keine magischen Blumen überall wachsen lassen, worüber sie besonders traurig ist. Viel zu gern verteilt sie diese überall. In ihren Haaren, am Wegesrand und wenn es nur der Löwenzahn am aufgerissenen Pflaster ist! Sie liebt Blumen einfach.
Gleich würden ihre Eltern sie abholen und dann würden sie ein Picknick machen auf der Blumenwiese! Ob sie die Geschenke wohl gleich mitbringen würden?
Doch als zwei Männer um die Ecke biegen und geradewegs auf das Tor vom Kindergarten zuschreiten, ahnt sie böses. Diese Männer, sie sehen gruselig aus und sie tragen diese komischen Klamotten, die auch ihr Dad immer bei der Arbeit trägt...
Ein Unfall erklären sie. Ein schrecklicher Autounfall. Keine Überlebenden...

Ein Jahr später findet Jocelyn sich auf dem Friedhof wieder. Ihre schmale Hand wird von Miss Corgew umklammert. Viel zu fest drückt die Besitzerin des Waisenhauses ihre Hand. Man hatte sie zu ihr gebracht und Jocelyn erklärt, dass sie nun hier leben müsste. Nicht hier auf dem Friedhof. Aber im Waisenhaus.
Den Friedhof besuchen sie nur, weil es sich so gehört. Weil der Unfall nun genau ein Jahr her ist.
Jocelyn lässt sich in ihren schwarzen Kleidern auf den Boden sinken vor dem Grab ihrer Eltern. Es erfüllt sie mit Trauer, wenn sie an ihre Eltern denkt, doch sie hat mittlerweile gelernt damit umzugehen. Sie hätten nicht gewollt, dass sie traurig ist, nicht wahr?
Mit einem schwachen Lächeln, welches doch nicht ganz ihre Augen erreicht, hebt sie die Hand und streicht damit sanft über den kalten marmornen Grabstein. Kurz schielt sie über ihre Schulter, doch Miss Corgew ist abgelenkt und niemand sonst ist hier. Da wagt sie es den unbeobachteten Moment zu nutzen und mit den Fingern einen Ring in die Luft zu zeichnen. Einen Blütenring aus Lavendel. Ihrer Lieblingsblume.
Doch kaum ist der Kranz zu Boden geschwebt, da geht ein Ruck durch Jocelyn, als Miss Corgew sie auf die Beine zieht und an ihren Schultern rüttelt.
"Habe ich dir nicht verboten Magie zu wirken?! Undankbares Kind! Genau deswegen sind deine Eltern ermordet worden! Weil sie ungehorsam waren!"
Und schon geht der Blumenkranz in Flammen auf und Jocelyn wird von Miss Corgew mit gezerrt. Wiederwillig lässt sie es geschehen, doch sie blickt noch einmal zurück zu dem Grab ihrer Eltern.
Was hatte die bucklige Hexe da gerade gesagt? Ermordet...?
Noch während sie sich den Kopf darüber zerbricht sieht sie dort, wo noch eben der Blumenkranz lag etwas grünes aufblitzen. Etwas grünes, an dessen Spitze sich bald eine kleine lila Lavendelblüte öffnen würde...

"You painted the sky lavender, placed daisies on my head and I wondered how can someone who rules hell be so entranced by flowers?"


Staub kitzelt in ihrer Nase, doch es stört sie wenig. Sie muss leise sein und schnell. Schon seit einigen Tagen lebt sie nun bei der Familie Avery, nachdem man sie mit Abraxas verlobt hat. Mit Abraxas Avery! Einem Slytherin! Und zudem weiß doch jeder, dass die Familie Avery mit schwarzmagischen Dingen zu tun hat! Es würde Jocelyn nicht einmal wundern, wenn sie Todesser wären.
Doch ihre Vermutungen gehen noch weiter. Wenn sie danach sucht, so ist sie sich sicher hier nicht nur Beweise für Vergehen zu finden, die die Averys sicher in eine Zelle in Askaban befördern.
Nein, sie vermutet hier noch etwas anderes… einen Hinweis auf die Ermordung ihrer Eltern…
Deswegen hat sie die Gelegenheit in dieser Nacht ergriffen um sich aus ihrem Zimmer zu schleichen und in die kleine Bibliothek zu gehen.
Sie hofft dort Dokumente zu finden. Hinweise. Irgendwas. Alles ist besser als nichts.

Andächtig zieht sie eines der dicken Bücher aus dem Regal und streicht über den verschnörkelten Buchrücken. Es ist komplett schwarz und trägt weder Titel noch Autor. Sehr auffällig…
Doch sie kommt nicht dazu hineinzusehen, denn genau in dem Moment, als sie das Buch aufschlagen will, betritt eine zweite Person den Raum.
Kalte Furcht durchflutet sie sofort, denn sie ist sicher er würde sie verraten.
Umso überraschter ist sie, als sie Verständnis in Abraxas Augen erkennt.
Verständnis wohl nicht, für ihren nächtlichen Ausflug, wohl aber für ihre Unzufriedenheit und die Angst vor der Ungewissheit, die mit der Verlobung einhergeht.
Sie reden in dieser Nacht noch lange und erwischen sich am Ende sogar dabei, wie sie gemeinsam lachen können.
Jocelyn vertraut dem Slytherin nicht ausreichend genug, um ihm zu erzählen warum sie in die Bibliothek geschlichen ist, doch sie reden trotzdem offen miteinander.
Sie muss erkennen, dass Abraxas wohl ebenso wenig für diese Verlobung kann, wie sie. Und dass er mindestens genauso unzufrieden ist. Er fügt sich nur still und erfüllt seine Pflicht. Genauso wie sie.
Auch traut sich Jocelyn nicht zu fragen, warum Abraxas so schrecklich kränklich aussieht und auch sein ständiges Husten nimmt sie nur stumm zur Kenntnis. Etwas stimmt nicht mit ihm, aber er wird selbst entscheiden müssen ob er sein Geheimnis mit ihr teilen will oder nicht.
Schließlich hat auch sie Geheimnisse vor ihm.
Sie werden wohl nie ein Paar sein und ganz sicher wird es keine romantische Liebesbeziehung, doch in dieser Nacht geben sie einander dennoch ein unausgesprochenes Versprechen.
Irgendwie werden sie das hier durchstehen und sie werden es dem jeweils anderen nicht noch schwerer machen, als es sowieso schon ist.
Jocelyn nimmt sich vor Abraxas nicht weiter in Schwierigkeiten zu bringen und wenigstens so zu tun, als würde sie ihr Schicksal akzeptieren.
Und Abraxas…? Er schenkte ihr am nächsten Abend ein Armband. Ein wunderschönes schlichtes Armband mit ihrem Geburtsstein. Es ist nichts besonderes und gerade bei dem Reichtum der Familie wohl wirklich eher nebensächlich, doch es ist etwas wozu ihn niemand gezwungen hat.
Den Verlobungsring hatte er ihr vor Augen all der Gäste anstecken müssen und Jocelyn war nicht einmal fähig hinzusehen, so schrecklich war es für sie. Es ist ein Symbol für ihre Machtlosigkeit.
Dieses Armband jedoch hat er ihr freiwillig überreicht, weil er erkannt hat, wie sehr die angespannte Beziehung sie bedrückt. Er wollte, dass sie sich besser fühlt und dafür ist Jocelyn ihm sehr dankbar.

"Women, they have minds, and they have souls, as well as just hearts. And they've got talent, as well as just beauty.
I'm so sick of people saying that love is all a woman is fit for"