BOUNDARIES & BROOMSTICKS

Normale Version: and you evade her born in blood
Sie sehen gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Der Wind war kühl, regelrecht eisig, als der Unterricht von Professor Sprout im Gewächshaus beendet worden war und die sechste Klasse entlassen worden war. Remus hatte in Ruhe seine Sachen zusammengepackt, seine Schal um seinen Hals gelegt und seine Tasche über seine Schulter gelegt. Nach einer freundlichen Verabschiedung bei der Hauslehrerin von Hufflepuff, hatte er sich langsam auf dem Weg zurück zum Schloss gemacht. Peter war schon vorgegangen, vielleicht lag es an dem Abendessen das dieser nicht verpassen wollte, sodass Remus keine Eile hatte. Appetit verspürte er derzeit nicht, was gewiss nicht gesund war, aber was war in Zeiten wie diesen gesund? Nach dem Abendessen wollte sich Remus mit Regulus treffen, zumindest war das sein Plan gewesen. Wie schnell Pläne sich allerdings änderten, das wusste auch Remus. Es tat ihm schon Leid, denn in den letzten Tagen hatte er den Abstand zu Regulus gesucht. Er liebte ihn, aber diese ganze Gesamtsituation nahm Remus mehr mit, als er zugeben wollte und ihm wurde alles zu viel, sodass er einfach Zeit brauchte um Dinge zu verarbeiten und einen freien Kopf zu bekommen. Wirklich funktioniert hatte das bisher nicht, weshalb Remus mit Regulus reden wollte. Dabei zog Remus es keinesfalls in Erwägung die geheime Beziehung mit dem Black zu beenden, er liebte ihn zu sehr, nein mit ihm und in seiner Gegenwart war er glücklich. Das würde er nicht aufgeben.

Remus hatte gerade den Pfad betreten, welcher hinauf zum Schloss führte, als er jemanden auf sich zukommen sah. Er sah schon von weitem, allein an dem Erscheinungsbild um wen es sich dabei handelte. Walburga Black. Die Mutter seines Freunde, die Professorin für Wahrsagen. Für einen Moment überlegte er, ob er die Möglichkeit hatte, panisch hinter den nächsten Busch zu springen und sich vor ihr zu verstecken, aber im darauffolgenden Moment wurde ihm zum einen bewusst dass das vollkommen unsinnig war, weil die Büsche gerade so karl waren, wie der geisterhafte Kopf von Professor Binns und zum anderen war es ziemlich kindisch sich vor der Mutter des Freundes zu verstecken. Gut, sie wusste es nicht, was bei Merlins Unterwäsche auch gut so war, aber bei ihrem letzten Zusammentreffen hatte Walburga ihm gegenüber Sympathien gezeigt, nicht wahr? Sofern Walburga dazu in der Lage war. Remus ging weiter, Schritt für Schritt auf die Frau zu, welche aussah als sei sie einem vergangenen Jahrhundert entsprungen. Wenn Remus nicht gewusst hätte, wie gnadenlos gefährlich sie war und das es nur ein nettes Erscheinungsbild war, welches einem sich dort bot und nichts mit dem Menschen dahinter zutun hatte, hätte er sie womöglich auch als attraktive Professorin bezeichnet. Er musste durchaus zugeben, das diese altmodische Kleidung ihr hervorragend stand, doch solche Gedanken erlaubte sich Remus nicht. Nein, nein. Sie war doch sowas wie der Feind. Kurz bevor Remus sie gänzlich erreicht hatte, hob er den gesenkten Blick, setzte eine etwas überraschte Miene auf und schenkte der Professorin ein freundliches Lächeln. “Guten Tag, Professor Black.”, begrüßte er sie. Freundlich wie immer, egal wie es in ihm aussah, egal wie chaotisch der Tag war oder wie viel Abneigung er gegen jemanden hatte. Es würde sich nicht ändern, er war und blieb freundlich. Meistens, jedenfalls. Während er sie freundlich ansah, kam in ihm die Frage auf, weshalb sie um die Zeit draußen auf den Ländereien war und nicht beim Abendessen, in ihrem Klassenzimmer oder ihrem Büro. Vielleicht auch wieder irgendwelche toten Vögel in Inferi zu verwandeln… wie es wohl um Morpheus stand? Ob der abfallende Schnabel noch hielt oder hatte Walli ihn bereits mit einem Dauerklebefluch befestigen müssen, weil er zu oft abgefallen war? Fragen oder Fragen, auf welche Remus gewiss keine Antwort bekommen würde, weil er jene Fragen nicht stellen würde. Er wollte sich die bisherigen Sympathien nicht verspielen. Zu wichtig war es, das Walburga ihn zu mögen schien. Zu wichtig für sie alle.
Schwarzer Wind schlich hungrig um die alten Mauern des Schlosses, jeden Traum vom Frühling mit sich reißend und verschlingend. Er riss an dem dünnen mitternachtsschwarzen Umhang der Frau, die leichten Schrittes durch das Eingangsportal hinaus in den Abend trat, so dass dieser sich hinter ihr aufblähte wie dunkle Rabenschwingen. Der Saum ihres bodenlangen Gewandes, sie trug ein fröhliches Kohleschwarz an diesem Tag, wisperte und knisterte, bei jedem ihrer Schritte, wie 1000 gierige Flammen. Frühes 19. Jahrhundert. Die Kleid, nicht seine Trägerin. Nach ein paar Metern blieb sie stehen und legte ihren Kopf leicht in den Nacken, das bleiche Gesicht in den Wind reckend. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. War sie doch froh der lärmenden Hastigkeit des Schlosses für einen Augenblick entkommen zu sein. Wie doch all diese Lebendigkeit an ihren Nerven fraß! Dieses ewige Geschnatter der Schüler. Deren Gerenne durch die Gänge. Sie bekam Kopfweh von diesem Getrampel. Bei der Vorstellung eingepfercht mit all diesen schrecklichen Schülern und ihren wenig geschätzten Kollegen nun in der großen Halle das Abendessen verbringen zu müssen, hatte sich ihr schier der Magen umgedreht. Sie würde später in aller Ruhe in ihren Gemächern, welche dieser Bezeichnung kaum gerecht wurden, waren es doch blose Zimmer, speisen. Die Hauselfen würden ihr schon etwas bringen, wenn sie dies befahl. Das war es! Und so hatte sie all den nervtötenden Lärm frohen Herzens hinter sich gelassen. Die Stille des Abends und der kühle Wind waren wahrhaftig eine Wohltat. Manch Anderer hätte vielleicht gefröstelt hier draußen, nur mit einem dünnen Umhang, doch nicht Walburga Black. Sie hatte Feuer genug! Heiß und lodernd brannte es tief in ihr drin und wärmte sie von innen. Das war es! Wahrlich es bedurfte mehr als nur ein bisschen rauem Frühlingswind um sie frieren zu lassen.
Und so setzte sie ihren Weg fort. Weg vom Schloss. Ohne ein wirkliches Ziel zu haben Lustwandelte sie den Weg entlang. Auf ihrer Schulter hockte dabei nicht Morpheus, der untote Liebling der Frau, sondern ein lila Minimuff. Ursprünglich war das Tierchen als kleiner lustiger Zeitvertreib für die untote Schleiereule erworben worden. Doch zu Wallis Bedauern hatte Morpheus keinerlei Interesse an dem Minimuff gezeigt, ganz gleich wie oft sie damit vor seinem Schnabel herumgewedelt hatte. Ein Fehlkauf. Das war es. Und eigentlich hatte sie das Vieh zurückbringen, oder entsorgen wollen, doch dann war etwas komisches passiert. Walli hatte sich bei der Einkaufstour in Hogsmead, bei der sie auch den Muff erwarb, erkältet. Sie hatte eine schrecklich verstopfte Nase gehabt und wollte war schon am überlegen gewesen ob sie am nächsten Morgen wegen dieser unschicklichen Kleinigkeit doch wo gar den Krankenflügel aufsuchen sollte, als sie, zu ihrem Erstaunen, mit einer freien Nase erwachte. Und mit dem lila Ding auf ihrer Brust schlafend. Natürlich hatte sie es gepackt und genervt an die Wand geworfen! Doch das schien dem Vieh sogar gefallen zu haben. Freudig hatte es gefiept und war wieder zu ihr gekommen. Und wieder. Und wieder.
Inzwischen schlief DG (der gottverdammte) Muff jede Nacht auf ihr und Walli, die von jeher ein klitzekleines bisschen zum Schnarchen neigte, konnte viel freier atmen. Was natürlich der Angewohnheit der Minimuffs geschuldet war, nachts den Popel aus den Nasen ihrer Besitzer zu lecken. Sei‘s drum. Es war ihr zwar peinlich aber sie hatte den Muff schon irgendwie möglicherweise gegebenenfalls ein wenig in ihr Herz geschlossen. Sie hatte sogar schließlich Morpheus untersagt das kleine Wesen anzurühren, als dieser in einem Anfall von Eifersucht, doch ein gewisses Interesse zeigte. Dass die untote Schleiereule sie hier und jetzt nicht begleitete hatte allerdings rein gar nichts mit DG Muff zu tun. Walburga Black hatte ihrem Liebling befohlen ein Auge auf ihren kleinen Prinzen zu haben, auf dass er sie umgehend würde verständigen können, sollte Regulus in Schwierigkeiten geraten. Das war es! Dafür tat sie sich schließlich den ganzen Mist an, bei Salazar!

Der Kies knirschte fröhlich, wie gepeinigte Seelen, unter den Absätzen ihrer Stiefel, als sie den Weg entlang schländerte. Es war Musik in ihren Ohren. Ihr Blick war in die Ferne, in das Nirgendwo gerichtet, bis sie einer Person gewahr wurde, welche sich ihr näherte. Augenblicklich umwölkte sich ihr Blick. Hatte man denn nicht einmal hier draußen seine Ruhe? Mit einer unwirschen Bewegung pflückte sie DG Muff von ihrer Schulter und ließ das Tierchen in ihrer Tasche verschwinden. Wie gesagt, das lila Ding war ihr peinlich! Beim Näherkommen erkannte sie allerdings zu ihrer Freude, dass es sich bei dem Näherkommenden um einen der passablen, erträglichen Schüler handelte. Remus Lupin, war ein guter Junge, doch, doch. Auch wenn die Unreinheit seines Blutes ihn selbstredend schwer belastete. Was hätte ohne diesen Makel aus ihm werden können! Bedauerlich, höchst bedauerlich. Und doch. Sie mochte den jungen Lupin. Sagte sich, dass der Körper eines Mensch ein gewissen Maß an unreinem Blut schon tolerieren könne. Ohne daran zu Grunde zu gehen. Im Dreck zu versinken.
Vielleicht sollte sie einmal in Erfahrung bringen wie stark der Junge familiär belastet war. Das war es! Womöglich könnten ja Blutreinigunszauber...helfen.

“Ahhh, Mr. Lupin. Wie schön sie anzutreffen. Doch, doch. Wenn nichts Dringliches ihre Anwesenheit im Schloss bedarf, begleiten Sie mich doch ein Stück.“ Als ob es um diese Zeit etwas Dringliches geben könnte. Etwas das Wichtiger und Netter wäre, als ein Abendspaziergang mit ihr. Walburga Black! Professorin für Wahrsagen. Hübsch klang das. “Ich wollte ohnehin noch mit Ihnen reden.“ Jaja.

Jaja. So eine Freude aber auch!

Der Minimuff in der Tasche ihres Umhanges fiepte und quietschte glückselig.
Der Wind zerrte an dem Ende seines in rot-gold gehaltenen Schal, auf dessen Ende das Gryffindor Wappen eingestickt war. Vor ihm stand die Mutter seines Freundes, entsprungen aus dem frühen neunzehnten Jahrhundert, ihre Kleidung… bei ihr selbst wusste er das nicht. Remus hatte weder Sirius noch Regulus danach gefragt, wie alt ihre Mutter war, aber sie musste jünger sein als es James Mutter war und somit war das frühe neunzehnte Jahrhundert mehr als unwahrscheinlich. Für ihre Verhältnisse wirkte Walburga Black nahe zu fröhlich und klang wahrlich erfreut über ihr Zusammentreffen. Remus selbst war sich nicht sicher, ob er sich darüber so sehr freuen sollte, auch wenn er es als Chance nutzen könnte, sie noch mehr von sich zu überzeugen. Sie für sich zu gewinnen konnte nicht schlecht sein, solange sie nichts von dem wusste, was da eigentlich wirklich zwischen ihm und ihrem Sohn ablief.
Etwas dringlicheres als mit der dunkelhaarigen blassen Hexe einen Spaziergang zu machen? Da würde es sicher tausende Dinge geben, welche ihm in diesem Moment lieber waren, aber zum einen fiel ihm nichts ein und zum anderen, würde es in ihren Augen nichts Dringlicheres geben. Nicht, wenn es sich dabei nicht um die Rettung von Regulus Leben handelte und da Remus nicht glaubte, dass der junge Black in Gefahr war, war dies wohl keine Option, zumal Walburga wohl eher mitkommen würde, als ihn allein losziehen zu lassen. „Es wäre mir eine Ehre sie zu begleiten, Professor.“, sprach er mit einem Lächeln aus. Regulus würde es schon verstehen, wenn er ihm später schrieb, weshalb er ihn hatte versetzen müssen und nicht die Möglichkeit gehabt hatte ihn zu informieren. Was ihn allerdings mehr beunruhigte, als die Tatsache das sie ihm keine andere Wahl ließ als mit ihr zu gehen, war der Umstand das sie noch mit ihm hatte reden wollen. Was konnte sie von ihm wollen? Remus konnte sich nicht vorstellen, was in ihrem Interesse liegen könnte. Von ihm und Regulus konnte sie nichts wissen, sie hatten seither viel zu gut aufgepasst und sich vor ihr in Acht genommen. Das war schon alles erschien ihm schon sehr merkwürdig. Irgendwas musste dahinterstecken, aber er ließ sich seine Gedankengänge und die Verwirrung nicht anmerken. Besser war es doch. Niemanden merken lassen, was in seinem Kopf vorging. Eine der Verhaltensweisen, welche er immer mehr von Regulus übernahm. Er beeinflusste ihn, aber Remus beeinflusste auch Regulus, aber das erschien Remus nicht ungewöhnlich, eher normal. „Professor, Sie wollten mit mir sprechen? Habe ich etwas falsch gemacht?“, fragte Remus ahnungslos. Die Ahnungslosigkeit musste Remus ihr nicht einmal vorspielen, denn er hatte wirklich keinerlei Ahnung, worum es gehen konnte. Er würde sich nach diesem Zusammentreffen mit Regulus treffen müssen, das stand für ihn außer Frage, denn er sollte erfahren das seine Mutter ein Gespräch mit Remus hatte führen wollen und worum es dabei ging. Remus hatte das Gefühl der Wind nahm etwas zu, als er die Professorin interessiert ansah. In diesem Moment ertönte ein leises Quietschen, welches Remus zur Kenntnis nahm, einen kleinen Moment umblickte und seine Aufmerksamkeit wieder auf die Professorin richtete. Was auch immer das Quietschen verursacht hatte, schien von der Wahrsageprofessorin auszugehen. Vielleicht war es nur der untote Morpheus. Konnten Inferi Geräusche von sich geben? Er musste das unbedingt in Erfahrung bringen.
Rotgoldenes Geflattere. Kurz verengten sich ihre Augen, als sie, ohne auch nur den Kopf zu drehen, nicht umhinkam den Tanz des losen Schalendes zu bemerken. Ein flüchtiger Blick aus den Augenwinkeln nur hatte genügt um ihr erneut ins Bewusstsein zu rufen, dass der arme Junge auch noch im falschen Haus war. Gryffindor, man wollte brechen! Nun Mut war nichts schlechtes. Wahrlich nicht. Doch war die Grenze zum Übermut fließend, flüssig wie Lava. Dafür sorgend, dass zumeist nicht der Mutige am Ende obsiegte. Sondern der Listige. Zu berechenbar, zu gradlinig all Jene, welche sich auf ihren Heldenmut beriefen. Bis zu dem Moment in dem sie auf dem Schlachtfeld verendeten. Doch, doch. Womöglich sollte sie im Verlauf ihres Gespräches eine kleine gutgemeinte Warnung platzieren. Wäre es doch höchst bedauerlich der frühen Beisetzung des jungen Lupin beizuwohnen. Das war es! Doch fürs Erste, ein Seufzen unterdrückend, beließ sie es bei einem flüchtigen Zusammenziehen der Augenbrauen, ehe sich ihre Gesichtszüge in der kühlen Luft wieder entspannten. Hach ja, das Streicheln des Windes über ihre bleiche nur leicht gerötete Haut hatte etwas ungemein entspannendes. Kühlendes.
Und so schlich sich gar der Hauch eines Lächelns auf ihr Antlitz als der recht passable junge Schüler meinte es sei ihm eine Ehe sie zu begleiten. “Das ist es! In der Tat!“ Doch, doch.

Und so setzte sie unvermittelt ihren Lauf fort, in der Gewissheit Remus Lupin würde ihr folgen. Abermals knirschte der Kies fröhlich, wie gepeinigte Seelen, unter den Absätzen ihrer Stiefel, und der Saum ihres kohleschwarzen Gewandes leckte bei jedem ihrer Schritte knisternd und wispernd über den Boden, diesen seltsam verbrühend. Seite an Seite gingen sie dahin und waren gerade aus den Schatten des alten Schlossgemäuers herausgetreten – auch wenn um diese Uhrzeit die hohen Mauern schon lange keine Schatten mehr warfen- als der Junge sie fragte ob er etwas falsch gemacht habe. „Oh mit Nichten, mein guter Junge. Mit Nichten! Ich weiß, dass sie meinem Regulus geradezu in Liebe zugetan sind. Doch, doch, sagen Sie nichts. Sie haben ihn gerettet. Damals. Sie folgen ihm. Selbstredend, ist er doch ein Black, Sprößling eines, ach nein des alten und gar ehrwürdigen Hauses. Das weckt Bewunderung in Anderen. Und Regulus stellt durchaus eine Führungspersönlichkeit dar.“ Das war es! In ihrer Welt. Einer Welt, die sich gelinde gesagt recht drastisch von den Welten Anderer abhob. Doch, doch. Sei‘s drum. “Natürlich ist er ein wenig still.“ Mit einem beunruhigenden Hang zur Melancholie. Und gewissen unangebrachten Momenten der Schwäche. Doch diese würden verwehen, wie Blütenblätter im Wind! Daran hatte sie, Walburga Black, nicht den geringsten Zweifel. “Natürlich...“, so sprach sie also weiter. “...wäre es schicklich, wenn ein Gefolgsmann meines Sohnes von reinem Blut wäre.“ Natürlich wäre es das! Dennoch hob sie rasch eine kleine bleiche Hand, dem jungen Lupin Einhalt gebietend, für den Fall, dass er sich an dieser Stelle bereits entschuldigen wollte. Das gute Kind! “Nein, nein Sie trifft ja keine Schuld! Und grämen Sie sich nicht, ein gewisses Maß unreinen Blutes kann ein so staatlicher Körper, wie der Ihre, schon verkraften! Und da wären wir auch schon bei dem Anlass meines Gespräches.“ Sie bedachte den redlichen Jungen an ihrer Seite mit einem wohlwollenden Blick, ehe sie fortfuhr. “Möchten Sie mir vielleicht mitteilen wie es um den Blutstatus ihrer Familie genau bestellt ist? “ Gab es diesbezüglich doch drastische Unterschiede. 100 Schattierungen der Schande. Von uringelb bis schlammbraun. “Vielleicht kann ich ihnen helfen. Es gibt Blutreinigungsrituale...“ Lose baumelndes Satzende. Nicht unähnlich in der Luft flatternd wie das Ende des rotgoldenen Schales.

Der Kies unter ihren Absätzen schrie geradezu protestierend auf, als sie unter den tiefhängenden Ästen eines Baumes daher gingen. Er quietschte im Takt zum Klackern ihrer Absätze. Es brauchte einen Moment bis Walli gewahr wurde, dass dies nicht der Kies auf dem Weg war. Sondern der Muff. DG war aus der finsteren Tiefe ihrer Umhangtasche herausgeklettert und hockte nun wippend und fiepend auf dem Nerzfellumschlag ihres Ärmels. Lila auf braunschwarz. Iiieeehhhh wie...unangenehm. Abrupt blieb Walli stehen, was das Klagen des Kieses ebenso verstummen ließ wie das Wispern und Knistern des Saumes ihres Kleides. Nur von DG Muff kam noch ein fröhlicher Laut, als Walli ihn packte und zwischen ihren Fingerspitzen vor sich in der Luft baumeln ließ. “Es gehört Morpheus.“, sagte sie und klang fast schon entschuldigend. “Ein anhängliches Spielzeug. Und so...quietschlebendig. Hach.

Das war es!
Doch, doch.
Wahrlich hätte der Lupin niemals damit gerechnet das Walburga Black um sein Wohlergehen besorgt war, sofern man dies als Besorgnis bezeichnen konnte. Hätte ihm jemand gesagt, das Walburga Black es bedauern würde, seiner frühzeitigen Beisetzung beizuwohnen hätte er diese Person geradewegs in das St. Mungo Hospital einliefern lassen, am besten auf die geschlossene Abteilung. Zum einen war da der Umstand das sie der Beisetzung freiwillig beiwohnen wollen würde und zum anderen weil ihn gewiss kein frühzeitiger Tod ereilen würde. Er war zwar ein Gryffindor, aber er ruhte sich nicht auf dem irgendwo tief in ihm schlummernden Heldenmut aus, verließ sich nicht nur darauf, machte ihn doch soviel mehr aus und auch wenn er Heldenmut besitzen mochte, so war er eher jener der Dinge plante und strategisch vorging. Nicht immer war es einfach eine Strategie an James und Sirius heran zu bringen, die lieber mit dem Kopf durch die Wand wollten, aber er tat sein Bestes. War das ein Hauch eines Lächelns auf den Gesichtszügen der Professorin für Wahrsagen? Remus kam sich vor als würde er träumen, hatte es doch etwas gruseliges an sich, das sie dazu in der Lage war. So etwas hatte er nicht von ihr erwartet, in den Geschichten von Sirius erschien sie nicht als die Frau, welche ein Lächeln zustande bringen konnte.

Sie setzten den Lauf fort, wohin das wusste Remus nicht, aber es schien ihm in diesem Moment auch, als wäre gar nicht so klar wohin der Weg sie führen würde. Gut, ihm blieb nichts anderes übrig als sich seinem Schicksal zu ergeben. Fast wäre er wie angewurzelt stehen geblieben, als Walburga äußerte, sie wisse das Remus ihrem Sohn in Liebe zugetan war und die Farbe wich aus dem Gesicht des Gryffindors. In diesem Moment war er froh, das er einen Schritt hinter ihr ging und sie somit nicht sehen konnte, wie seine Mimik ihm regelrecht entgleiste. Sie wusste das er ihn liebte? So richtig liebte? Wusste sie etwa von ihrer Beziehung? Wollte sie ihn doch ins Jenseits befördern? An welcher Stelle hatten sie nicht aufgepasst, wenn sie sich heimlich trafen? Wie hatte sie davon erfahren können? Im nächsten Moment jedoch, normalisierte sich die Gesichtsfarbe von Remus wieder, als Walburga weitersprach. Es machte nicht den Anschein als würde Walburga etwas über die heimliche Beziehung zwischen Regulus und ihm wissen. Besser war es. Führungspersönlichkeit? Verwechselte Walburga da gerade ihre Söhne? Remus sah in Regulus keine Führungspersönlichkeit und das nicht, weil er den Jüngeren unterschätzte, sondern weil Regulus keinerlei Anstalten machte eine Führungspersönlichkeit darzustellen. Regulus ging nach Möglichkeit einer Konfrontation aus dem Weg, einem Streit, einer Differenz, er war nicht derjenige in dem eine Führungspersönlichkeit schlummerte. Remus empfand das nicht als schlimm, er liebte diese Seite an Regulus. Eine Führungspersönlichkeit…, das war wohl eher Sirius. Sirius war das komplette Gegenteil von Regulus, aber das konnte er Walburga wohl kaum gegenüber äußern. Nein, er würde sie bestärken müssen und schon gar nicht würde er von Sirius anfangen. Entweder würde nämlich dieser ihn einen Kopf kürzer machen oder Walburga würde es tun. “Gewiss, Regulus ist eine hervorragende Führungspersönlichkeit.”, stimmte Remus zu. Er wollte etwas sagen, doch er verstand das er schweigen sollte und Walburga scheinbar noch nicht fertig war. Sie sprach weiter, Remus hörte ihr zu. Besser war es kein Wort zu verpassen. Blutreinigungsritual? Bei Merlins Barte, das konnte nur schief gehen. Es war kein Angebot, so klang es in den Ohren des Gryffindors wahrlich nicht, es war so als würde sie es durchführen wollen, egal unter welchen Umständen und das konnte nur schief gehen. Wenn Remus ein einfacher Zauberer gewesen wäre, dann wäre das sicherlich keine schöne Angelegenheit gewesen, aber mit der Lykanthropie würde das nicht nur unschön werden sondern mit aller Wahrscheinlichkeit in einem Massaker enden. “Ich bin ein Halbblut, meine Großmutter ist ein Halbblut, mein Großvater ein Reinblut. Meine Mutter ist eine Muggel. Ich würde es verstehen, wenn ich der Gefolgschaft ihres Sohnes nicht würdig bin.”, antwortete Remus der Professorin wahrheitsgetreu. Vielleicht würde sich damit dieses Blutreinigungsritual von ganz allein erledigen, weil es keine Hoffnung gab? Träumen konnte man ja, nicht wahr?

Remus war der Muff nicht entgangen, welcher scheinbar seinen Platz auf dem Ärmel der Professorin gefunden hatte. Dieses kleine violette Tierchen war ein sehr harter Kontrast zu dem ansonsten dunklen Outfit. Es war wie der fröhliche Farbklecks, welcher sich einfach nicht abwischen ließ. Sagen tat Remus nichts, das wagte er sich nicht. Remus blieb stehen, als die Professorin so abrupt stehen blieb, das es einem Angst machen konnte. Remus sah Walburga an, welche mit spitzen Fingern den Muss von sich weg hielt. Der Muff gehörte also Morpheus? “Ein wirklich entzückendes Spielzeug, ich hoffe, Morpheus hat seine Freude daran. Darf ich fragen, wo der Gute ist? Ich finde ihn wirklich sehr bemerkenswert.” Ablenkung war sicher hier das Richtige. Dem Muff nicht noch mehr Aufmerksamkeit schenken und Walburga womöglich in eine unangenehme Lage bringen. Morpheus war schon wirklich bemerkenswert, auch wenn es Remus bei dem Gedanken an den Inferi Vogel eher gruselte als erfreute.
Wohlwollen durchströmte sie und ließ sie gönnerhaft nicken, als sie den Worten Remus Lupins lauschte. “So ist es! Ihr Sohn, ihr einz‘ger geliebter Sohn stellte zweifelsfrei eine hervorragende Führungspersönlichkeit da. Hach! Und selbstredend hatte sie gewusst, dass der so vortreffliche junge Mann dies genauso sah, fühlte er sich doch, in ihrer Welt, von eben diesen Qualitäten ihres Sohnes angezogen. Nicht einmal in ihren kühnsten Alpträumen wäre Walburga Black auf den Gedanken gekommen, dass zwischen den beiden jungen Männern eine sexuelle Anziehung bestand, sie einander liebten. Selbst wenn ihre Tarot-Karten ihr dies schier entgegen geschrien hätten, so wäre sie mit großer Federleichtigkeit dazu im Stande gewesen eine andere Deutung herauszulesen. Machte sie sie sich ihre Welt doch so wie sie ihr gefiel. Bis alle Traumkonstrukte in sich zusammen fielen und sie sich der Wirklichkeit nicht länger verschließen konnte. Wie bei Sirius. Den sie dann kurzerhand nicht nur aus dem Familienstammbaum heraus gebrannt hatte, sondern den es für sie ab diesem Moment niemals nie gegeben hatte. Nicht einfach nur tot seiend. Nein! Denn was nie gelebt hatte, konnte gar nicht sterben. So einfach war dies, simpel, leicht zu merken. Äußerst lässig, dass sich Andere so schwer damit taten. Das war es. Sei‘ s drum. Solange sie dies vermochte, blieb ihre Welt in Ordnung. Seltsam heil.
Vielleicht vermutet sie auch deshalb keine Verbindung zwischen Remus Lupin und Sirius, obwohl Beide im Selben Alter waren, im selben Haus. Konnte der gute Junge doch nicht kennen wen es nicht gab. Unnötig also Zeit und Gedanken darauf zu verschwenden.
Zumal es doch ach so viel dringlicheres gab. Den bedauernswerten Blutstatus des jungen Mannes.
Sie hatte frei heraus gefragt, danach wie genau es um die Verschmutzung seines Blutes bestellt war und er antworte ebenso frei und schonungslos. Walli schnappte hörbar nach Luft, konfrontiert mit den hässlichsten Schattierungen von schlammbraun.
Und fast, ja fast hätte sie voller Abscheu ihr Gesicht verzogen. Doch wäre sie kaum Walburga Black gewesen, wenn sie ihre Gesichtszüge nicht im Griff gehabt hätte. “Oh sie armer, armer Junge. Wie schrecklich!“, entfuhr es ihr stattdessen nur. “Dass ein Vater seinen Kindern derartiges antun kann!“ Es war abartig! Monströs. Nur leider nicht strafbar. Doch wenn es nach ihr gegangen wäre, so stünde der Geschlechtsakt mit Muggeln längst schon unter harter Strafe! Derart perverse Neigungen durften nicht legal ausgelebt werden! War das doch das Gleiche, wie wenn man es mit Hühnern, oder Schafen trieb! Nur dass aus derartigen Verbindungen dann immerhin keine verseuchten Nachkommen hervorgingen. Arme Seelen, ihr Leben lang gezeichnet. Gewiss, meist waren diese Kinder ohnehin unwertes Leben, doch es gab diese wenigen Ausnahmen, wie den armen jungen Lupin hier. Wallis Herz floss schier über vor Mitgefühl. Langsam streckte sie ihre Hand aus, wollte diese kurz auf den Unterarm des jungen Mannes legen, um diesem Mut zuzusprechen und überlegte es sich dann doch anders. Ihre Hand wanderte stattdessen auf ihr Herz. “Ich komme nicht umhin festzustellen, dass da wenig Aussicht auf Hoffnung besteht.“ Das war es! Bei Salazar sie hatte darauf gehofft, dass vielleicht, möglicherweise, gegebenenfalls die Großmutter des Jungen ein Halbblut gewesen ist. Oder der Urgroßvater ein dreckiges Schlammblut. Oder ja vielleicht wäre es noch tolerierbar, wenn selbst einer der Großväter ein Muggel…
Doch so. Ein tiefes Seufzen entglitt Wallis Kehle. “Unwürdig in der Tat.“ Das war er! “Vom Blute her. Keine Frage. Aber geben Sie die Hoffnung nicht auf, guter Junge. Doch, doch. Es wird nur weit, weit schwerer als gedacht. Erfordert womöglich harte Maßnahmen.“ Maßnahmen die weit über Blutreinigungstees und simple Rituale bei Neumond hinausgingen. Doch anfangen konnte man auch damit. Nicht wahr? “Ich werde Ihnen einen Tee zubereiten, den sie jeden Morgen zu sich nehmen. Und ich werde die Karten befragen. Welches der mit vertrauten Rituale Ihnen ein wenig...Linderung verschaffen kann. Längere Aufenthalte in gewissen Grotten scheiden jetzt während der Schulzeit ja leider aus.“ Es sollte da diese winzige enge Grotte in der Steilküste einer Insel vor Island geben, wenn man dort ein halbes Jahr darin verbrachte, so hieß es, werte dies das Blut auf und belebe den Geist. Sei‘s drum. Sie war gewillt dem Jungen zu helfen. Koste es was es wolle.
Welch Glück für ihn, dass sie sich nun seiner annahm. Das war es!

Und dann war sie abrupt stehen geblieben, aus dem Konzept gebracht von DG Muff, der fröhlich im Takt zu dem Aufschreien des Kieses unter ihren Absätzen, quietschte. Hervorgekrochen aus ihrer Tasche, in aller Öffentlichkeit auf ihrem Arm sitzend. Und nun zwischen ihren Fingern vor ihr in der Luft baumelnd.
Sie seufzte abermals. “Das hatte ich auch gehofft, als ich ihn erwarb. Doch leider, leider zeigt Morpheus keinerlei Interesse an diesem Ding.“ Einem Ding, dem sie bereits fast so etwas wie einen Namen gegeben hatte. Das jede verdammte Nacht inzwischen auf ihrer Brust schlief und das sie geradezu liebevoll morgens an die Wald warf, weil dies den Muff so sehr entzückte. Vermutlich würde Walburga Black inzwischen ihre untote Schleiereule sogar daran hindern das Tierchen zu zerfleddern sollte Morpheus doch noch Interesse an DG Muff entwickeln. Doch war dies nichts was sie je zu gegeben hätte! Das war es! “Aber das kommt sicher noch, doch doch. Und wenn nicht werde ich schon eine Verwendung für diese Kreatur finden.“ Nicht, dass der Junge jetzt noch auf die Idee käme, zu fragen ob er ihren Muff haben könne! Ihren, der offiziell jedoch Morpheus gehörte.
Morpheus dessen ungewöhnliche Abwesenheit Remus Lupin gerade auffiel, die er ansprach. Hach! “Nun so sehr ich die stille Gesellschaft meines Lieblings schätze, so sehr ich sie flatterhafter Unbeständigkeit und Lebhaftigkeit vorziehe, wie sie von diesem Muff ausgeht.“ Demonstrativ schüttelte Walli das lila Ding ein paar Mal, ehe sie es wieder in ihre Tasche steckte, hoffend es bliebe nun artig dort. “So muss er doch am heutigen Abend ein Auge für mich auf...gewisse Personen und Dinge haben.“ Ihren Sohn. Ihren eiz‘gen Sohn. Regulus.

Schließlich war sie doch deshalb hier. Tat sich all diese schrecklichen Schüler an.

Für Regulus! - Der besser jedoch nichts davon wusste.

Das war es!